Lars Burmeister ist Team Supervisor bei REHAU im Werk Scandium, und hat uns letztes Jahr bereits einen Einblick gewährt, wie er sich in Teilzeit die Kinderbetreuung mit seiner Frau aufteilt. Wir waren neugierig und haben in einem Folgeinterview erfahren, was sich seitdem bei ihm und bei REHAU getan hat.
Nachgehört bei Lars Burmeister: Zwei Jahre als Chef in Teilzeit
Lars, du hattest deine Arbeitszeit zunächst auf 30 Stunden pro Woche reduziert und sagtest im Interview vergangenen Jahres, dass du bald auf 20 Stunden zurückschrauben würdest. Gab es dadurch noch einmal große Veränderungen in Bezug auf deine Position und dem Bereich der Zusammenarbeit?
Nein, meine Funktion und Aufgaben führe ich weiterhin aus. Selbstverständlich musste jedoch die Werksorganisation die weitere Reduktion der Arbeitszeit entsprechend kompensieren, da ich in meiner direkten Ausführung unter anderem weniger Projekte und Themen bearbeiten konnte. Dahinter steckte natürlich einiges an Organisation, aber meine angepassten Anwesenheitszeiten haben sich gegenüber meiner Kolleginnen und Kollegen gut eingespielt. Mein Vorgesetzter hat mir großes Vertrauen entgegengebracht.
Trotz weniger Arbeitsstunden waren mein eigenes Engagement sowie mein Anspruch an die Arbeitsergebnisse hoch. Wenn Zeit fehlte, habe ich das direkt kommuniziert und Unterstützung bekommen. Hier gilt ein großer Dank meinen Teams und der Kollegenschaft für die sehr gute Unterstützung und Zusammenarbeit.
Gab es nach deinem Vorbild weitere Mitarbeitende, die beispielsweise für ihre Familie kürzertreten wollten?
Ja, ich kenne zwei Kollegen aus anderen Fachabteilungen in direkter Zuarbeit des Werkes, die auch ihre Arbeitsstunden reduziert haben, um die Work-Life-Balance in Bezug auf das familiäre Umfeld zu verbessern und dadurch auch mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen zu können.
Was kannst du uns zum Thema Work-Life-Balance noch mit auf dem Weg geben?
Ich denke, jede und jeder muss für sich und seine Familie die notwendige und passende Balance zwischen Arbeitsleben und Privatem finden. Aus meiner Sicht ist es in der heutigen Zeit wichtig, dass beim Kinderwunsch nicht nur ein Familienmitglied zurückstecken muss, sondern hier ein faires und gleichberechtigtes Miteinander gelebt wird.
Ein wesentlicher Punkt ist für mich auch zu vermitteln, dass Teilzeitarbeit eine genauso qualitativ hochwertige Arbeit ist, wie diese einer Beschäftigung in Vollzeit. Da haben wir oft Vorurteile im Kopf.
Wie könnte REHAU in Bezug auf Teilzeitarbeit oder ähnliche Themen noch besser unterstützen?
Das notwendige Wertegerüst für die Arbeit in Teilzeitmodellen haben wir bei REHAU und es wird in verschiedenen Bereichen bereits auch im Werk gelebt. Die Flexibilisierung der Führungskultur ist hier sicherlich ein wichtiger Hebel. Die Offenheit für Teilzeitmodelle muss in die Köpfe der Führungskräfte, um Mitarbeitende entsprechend zu motivieren und auch langfristig zu halten.
Dennoch sind die Anwendungsfelder und die Rahmenbedingungen der einzelnen Abteilungen, Themenfelder, Projekte, Zuständigkeiten, etc. gesondert zu betrachten und schlichtweg unterschiedlich. Somit sind Teilzeitmodelle nicht pauschal bei jeder Stelle möglich und müssen im Einzelfall bewertet werden. Ich kann hier nur jeden ermutigen, bei persönlichem Erfordernis auf die Führungskraft und HR zuzugehen und das Gespräch zu suchen.
2 Jahren Teilzeit bei REHAU: Welches Fazit ziehst du aus dieser Zeit?
Die vergangenen zwei Jahre waren für mich und meine Familie eine wertvolle und wichtige Bereicherung. Mit dem gewählten Modell war es möglich, uns in der Partnerschaft gegenseitig zu unterstützen, dabei gleichgestellt für die Familie da zu sein und sich gleichberechtigt weiterentwickeln zu können.
Nach diesen zwei Jahren habe ich meine Arbeitsstunden wieder aufgestockt und mich mit meiner Frau hinsichtlich der Bring- und Holzeiten im Kindergarten sowie genereller Arbeitszeiten und -dauer innerhalb der Woche so arrangiert, dass wir wechselnd nachmittags die Kinder betreuen und entsprechend Zeit miteinander verbringen können. Dies ist möglich, da REHAU die Flexibilität in Gleitzeit bietet.
Für uns als Familie gibt es für die Zukunft keine pauschale Lösung. Wir passen uns immer wieder den Lebenssituationen an und überlegen uns zum passenden Zeitpunkt, was wir neu justieren können und müssen, um die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Lieber Lars, wir bedanken uns herzlich für das nette Gespräch und die Einblicke in dein Umfeld.
Das erste Interview mit Lars findest du hier.