„Mir ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden ein Bewusstsein für die Gesundheit am Arbeitsplatz entwickeln.“
People behind REHAU: Judith Ranzinger
Judith komplettiert seit Juli 2019 das REHAU Team HSE - Health-Safety-Environment. Die 32-jährige Oberbayerin ist für alle Themen verantwortlich, die das betriebliche Gesundheitsmanagement betreffen.
Wir haben passend zum Weltgesundheitstag am 7. April mit Judith darüber gesprochen, mit welchen Aufgaben sie sich als Occupational Health Specialist beschäftigt, wie sich ihr Tätigkeitsbereich seit dem letzten Jahr verändert hat und wie sie gemeinsam im Team die aktuellen Herausforderungen meistern.
Judith, du hast Biologie und Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) studiert und darüber hinaus eine Ausbildung zur Fachkraft für BGM absolviert. Aus welchen Gründen hast du dich für das betriebliche Umfeld entschieden?
Mich haben schon immer die Menschen an sich interessiert und wie diese dazu befähigt werden können, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Wir alle verbringen einen Großteil unserer Lebenszeit in der Arbeit. Somit hat der Arbeitsalltag einen großen Einfluss auf die Gesundheit eines jeden Einzelnen – sei es körperlich als auch mental. Genau dieses Bewusstsein möchte ich unseren Mitarbeitenden und Führungskräften näherbringen. Jeder kann in seinem Arbeitsumfeld einen kleinen Beitrag dazu leisten und dadurch das gesundheitliche Wohlbefinden verbessern. Die eigene Gesundheit ist ein wichtiges Gut, auf das wir mehr Acht geben sollten.
Was hat dich dazu motiviert, den Schritt zu REHAU zu machen?
Vor meiner Zeit bei REHAU habe ich bei einem Dienstleister für BGM gearbeitet und deutschlandweit diverse Projekte in verschiedenen Konzernen betreut. Dabei habe ich die Herausforderungen unterschiedlicher Unternehmenskulturen sowie -branchen kennengelernt. Um aber langfristig an einem Projekt zu arbeiten, habe ich mich für den Schritt entschlossen, fest in ein Unternehmen zu wechseln.
Bei REHAU hat mich besonders der internationale Aspekt mit den verschiedenen Standorten angesprochen und die fordernde Aufgabe, ein ganzheitliches Gesundheitsmanagementsystem zu etablieren, welches auf die Bedürfnisse aller Mitarbeitenden zugeschnitten ist. Die Möglichkeit, den Aufbau und die Weiterentwicklung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements bei REHAU voranzutreiben, um die Norm ISO 45001 für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu erreichen, war für mich persönlich dann noch das Sahnehäubchen.
Mit welchen konkreten Aufgaben bist du als Occupational Health Specialist betraut?
Zum einen verantworte ich die Durchführung und Betreuung der psychischen Gefährdungsbeurteilung. Zum anderen stehe ich für alle Fragen rund um das Thema Gesundheit als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Auch gehört die Förderung der Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen Abteilungen sowie den unterschiedlichen Standorten zu meinem Aufgabenbereich. Seit Anfang letzten Jahres beschäftige ich mich, wie auch das gesamte Team, natürlich sehr intensiv mit dem Thema Corona. Als Occupational Health Specialist ist es mein persönlicher Anspruch, dass wir es als Organisation schaffen, ein Bewusstsein für die Gesundheit am Arbeitsplatz zu entwickeln.
Das Coronavirus hat uns alle vor neue Herausforderungen gestellt. Wie hat Corona eure Aufgaben im Team verändert?
Zu Beginn der Pandemie wusste natürlich niemand, was genau auf uns zukommen wird. Wenn ich daran zurückdenke, wie das Ganze im letzten Jahr begonnen hat: Wir haben damals im HSE-Team von 0 auf 100 eine Task-Force aufgestellt und unsere „normalen Aufgaben“ auf ein Minimum zurückgefahren. Auch haben wir in dieser Zeit sehr viele Stunden am Telefon und mit der Beantwortung von E-Mails verbracht. So mussten wir uns z. B. dahingehend organisieren, wie wir Verdachtsfälle in der Organisation sammeln können. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, als wir den ersten positiven Fall bei REHAU melden mussten.
Die große Herausforderung liegt nach wie vor in der Dynamik, die die Corona-Pandemie mit sich bringt. Man muss den sich stetig ändernden Anforderungen gerecht werden und gleichzeitig die Maßnahmen im Unternehmen permanent anpassen.
Was würdest du sagen: Wie konntet ihr die Herausforderungen des zurückliegenden Jahres im Team meistern?
Wir sind ein sehr eingespieltes Team. Zu Beginn der Pandemie waren wir noch im Büro vor Ort. Mittlerweile sind alle größtenteils von zuhause aus im Mobile Office tätig. Als Team stehen wir in sehr enger Abstimmung, um uns über wichtige Themen auszutauschen und uns gegenseitig auf dem neuesten Wissensstand zu halten. Das letzte Jahr hat uns noch einmal enger zusammengeschweißt. Man kann sich aufeinander verlassen, wodurch die Aufgaben Hand in Hand übergehen und sich dadurch jede Herausforderung meistern lässt.
Ein großer Dank gilt auch den HSE-Koordinatoren inklusive den zugehörigen Krisenteams an den einzelnen Standorten. Auch hier galt es, die Vorgaben schnellstmöglich umzusetzen und an länderspezifische Regeln anzupassen. Wir als HSE-Team wissen, dass sich der Aufwand lohnt und wir dazu beitragen, dass sich alle im Unternehmen sicher fühlen.
Mit welchen Themen beschäftigt ihr euch aktuell im Team?
Wenn wir beim Thema Corona bleiben, sind es aktuell die Punkte Schnelltests und Impfungen, mit denen wir uns intensiv beschäftigen. Uns ist es wichtig, den Mitarbeitenden umfassende Informationen bereitzustellen und eine bestmögliche Hilfestellung anzubieten.
Durch Corona rückt vor allem das Thema „Mental Health“ zunehmend in den Fokus. Hier wollen wir verstärkt ansetzen und uns damit tiefergehend auseinandersetzen. Aktuell wird dieses Thema auch im Rahmen der psychischen Gefährdungsbeurteilung behandelt.
Das Thema Mental Health wird zukünftig noch stärker in den Vordergrund treten. Wie kann die eigene mentale Gesundheit hochgehalten werden?
Ich kann nur jedem empfehlen, sich mit seiner mentalen Gesundheit auseinanderzusetzen und zu akzeptieren, dass man sich nicht immer gut und positiv gestimmt fühlen kann. Es ist vielmehr wichtig, Gefühle zuzulassen und in einem ersten Schritt über diese mit anderen Personen zu sprechen. Eine genaue Maßnahme kann ich in diesem Zusammenhang nicht empfehlen, da das Spektrum vielfältig ist und jedem etwas Anderes guttut. Durch einen Entspannungskurs kann ich mich z. B. eher weniger entspannen, mir hilft hingegen ein Tag in den Bergen. Am besten ein paar Dinge ausprobieren und ein Bewusstsein für seine Ressourcen entwickeln. Wichtig ist auch, sich einmal persönlich die Frage zu stellen: „Wie kann ich meine ‚Batterien‘ wieder aufladen?“, „Was macht mich glücklich?“ oder „Was tut mir persönlich gut?“.
Was würdest du empfehlen, wie der Alltag im Mobile Office besser gelingen kann und der Kontakt zu anderen Mitarbeitenden aufrechterhalten werden kann?
Mein erster Tipp für den Mobile Office Alltag lautet Struktur. Strukturiert den Arbeitstag zuhause und plant feste Zeiten ein. Plant euch Zeit für die Mittagspause und für kurze Verschnaufpausen zwischendurch ein.
Was im Mobile Office noch wichtiger und gleichzeitig schwieriger umzusetzen ist: Den Kontakt zu Kollegen halten. Reden hilft in dieser schwierigen Zeit besonders. Nehmt euch die Zeit und greift zum Hörer und nutzt auch bei kleineren Fragen einmal öfter das Telefon.
Ich persönlich telefoniere sehr viel und selbst kleine Fragen wie z. B. „Wie fühlst du dich?“ oder „Wie gehst du mit der aktuellen Situation um?“ haben zu sehr offenen und guten Gesprächen geführt.
Vielen Dank für das Interview, Judith!